Zu neuen Ufern aufbrechen!

Liebe Kolpingfamilie Meidling,

man könnte meinen, dass mit der Übergabe unseres Kolpinghauses in die Hände von Kolping Österreich eine Art von Tiefschlaf in unserer Kolpingfamilie Meidling eingesetzt hat. Viel schlimmer noch: Kolpingschwestern und Brüder haben unsere Kolpingfamilie verlassen und sind ausgetreten. Das ist ein deutliches Signalzeichen in diesem Artikel auch darüber nachzudenken, wie es mit unserer Kolpingfamilie in Meidling bestellt ist.

Das wir, auf Grund der finanziellen Situation, das Haus in die Hände von Kolping Österreich mit dem Ziel einer Adaptierung zu einem idealen Lehrlingswohnheim übergeben haben, war die beste Entscheidung, die wir gemeinsam treffen konnten.  Diese Entscheidung bringt unsere Kolpingfamilie zurück an die Wurzeln des Kolpinggedankens,  an die Urabsicht der Gründung des Kolpingwerkes als Lehrlings – und Gesellenverein, unseres Vater Kolping. Vater Kolping hätte seine Freude daran und wir dürfen gespannt sein auf die Umsetzung der Pläne in der nahen Zukunft.

Diese Zukunft bedeutet: Die Kolpingfamilie Meidling setzt mit der Adaptierung des Hauses ein kräftiges Zeichen für diejenigen, die in unserer Stadt eine Ausbildung beginnen und aus allen Bundesländern oder Ländern in unser geliebtes Wien kommen. Hier seid ihr willkommen, hier seid ihr zuhause. Hier könnt ihr euch auf eure Ausbildung in Ruhe und mit Unterstützung des Kolpingwerks durch die Kolpingfamilie Meidling vorbereiten. Sollte uns das nicht genug Anlass zur Freude bereiten?

Als pilgerndes Volk Gottes durch die Zeit, haben wir die Verpflichtung nach Vorne zu schauen und nicht im Takt Rückwärts zu gehen bzw. den Blick nach vorne zu verschließen. Das Gewesene bewahren und mit diesem Wissen die Zukunft planen, das ist die eigentliche Aufgabe einer funktionierenden Kolpingfamilie! Das ist die Aufgabe mit der wir alle, liebe Kolpingschwestern und Brüder,  in der Zeit bis zur Widereröffnung des Hauses uns dringend auseinandersetzen sollten. Dazu gehört nicht die Abstimmung mit den Füßen, sich - sang und klanglos – oder gar unter fadenscheinigen Gründen zu verabschieden, dazu gehört vielmehr die Überlegung: Was will ich in meiner Kolpingfamilie ändern, beleben oder neu entwickeln. Stellen sie sich folgende Frage: Wo will ich als Kolpingschwester und Bruder die Idee des Vater Kolping für die Zukunft der Kolpingfamilie Meidling in die Tat umsetzten? Oder um John F. Kennedys Idee zu nennen: Frag nicht was Kolping für dich tun kann, sondern frag lieber, was du für die Idee Kolping tun kannst!

In den nächsten Monaten werde ich mich in meiner Eigenschaft als Präses  aufmachen und einen „Think tank“ gründen. In diversen Veranstaltungen unserer Kolpingfamilie und in Gesprächen mit unseren Mitgliedern möchte ich mit euch neue Ideen sammeln und eine „Neuaufstellung“  der Kolpingfamilie Meidling diskutieren. „Neuaufstellung“ bedeutet: Neue Inhalte und Ziele in unserer gemeinsamen Arbeit erschließen. Das wir als Kolpingfamilie Meidling eine „Neuaufstellung“ brauchen, steht außer Frage, besonders im Hinblick auf das  Zukunftsprojekt Kolpinghaus -Neu.

Was wirklich erfreulich ist, zu wissen, dass unsere Kolpingfamilie Meidling über ein hohes Maß an Engagement verfügt: Dank unseres Vorsitzenden Willi Blaha, Präsidentin Mag. Christine Leopold, der Bizirksvorsteherin von Meidling, Frau Gabriele Votava und dem Arbeiter-Samariterbund gibt die Kolpingfamilie Meidling ein kräftiges Lebenszeichen im Bezirk Meidling, denn fast 300 Flüchtlingen können wir ein vorübergehendes Heim in unserem Kolpinghaus geben. Der Winter ist sicher für unsere Flüchtlinge. Über 600 Essen werden in unserer Hausküche für die Flüchtlingsbetreuung des ASB jeden Tag zubereitet und verteilt! Das ist eine herausragende Leistung! Allen InitiatorenInnen und Beteiligten sei hiermit ein herzliches „Vergelt´s Gott“ gesagt!

Die Kolpingbühne Meidling, ein wichtiger Bestandteil des Bezirks Meidling,  führt bald ihr neustes Stück auf und probt wie eh und je unter der umsichtigen Leitung unseres Mitbruders Kurt Schernhammer. Mit Spannung erwarten wir die neue Aufführung. Die Kolpinfamilie trifft sich monatlich in ihrem Asyl in der „Wilhelmsdorfer Stube“. Das alles findet in Meidling statt und sollte uns ermuntern in der nahen Zukunft zu neuen Ufern aufzubrechen! Es ist wichtig, mit solchen Taten im Bezirk als Kolpingfamilie präsent zu sein und zu bleiben.

Ich will Menschen um mich sammeln, die den Mut haben, aus sich und ihrer Umgebung etwas zu machen.“ A. Kolping - Wir sind verpflichtet das Gemeinwohl dort zu fördern, wo wir als Kolpingfamilie existieren. Das heißt, ohne dabei parteipolitische Verpflichtungen oder Bindungen einzugehen! Diesem in den Statuten der Kolpingfamilien verankerte Gebot, sehe ich mich als Präses unserer Kolpinfamilie voll und ganz verpflichtet.  Unsere oberste Priorität ist die Lehre Adolf Kolpings und die katholische Soziallehre, dem Menschen zugewandt und überparteilich. Nicht zuletzt gilt Adolf Kolping gemeinsam mit dem Mainzer Bischof Ketteler zu den Wegbereitern der katholischen Soziallehre im deutschsprachigen Raum.

Allen Kolpingaktiven hat es nur um drei Schwerpunkte in ihrer Arbeit mit dem Nächsten, der ihnen begegnet zu gehen:

  die Förderung des Einzelnen

  die Forderung des Einzelnen

  die Sorge um den Einzelnen

Daher kann jede Frau, jeder Mann, jeder Jugendliche bei uns Mitglied werden und dem Gemeinwohl unserer Kolpingfamilie dienen. Lasst uns als Kolpingfamilie Meidling zu neuen Ufern aufbrechen, dazu lade ich alle ganz herzlich ein: Alle die sich bereits unermüdlich in unserer Kolpingfamilie engagieren aber auch alle diejenigen, die sich in Zukunft für unsere Kolpingfamilie engagieren wollen.

Zum Schluss möchte ich  noch ein paar Gedanken zum bevorstehenden Advent, der Vorweihnachtszeit, schreiben. Die Advent wird allgemein als hektische Zeit wahrgenommen. Gründe dafür gibt es viele. Die Tage werden kürzer, die Nächte länger und die gemeinsame Zeit zu Hause umfangreicher und „nahrhafter“. Die Gefahr für Konflikte nimmt zu. Zudem sollten noch Weihnachtsgeschenke besorgt werden - Geschenke, die möglichst originell und einzigartig sind und Freude bereiten. Daneben gibt es noch die Verpflichtungen seitens der Arbeitgeber. Das Jahr neigt sich dem Ende zu und es gilt nochmals alles zu geben, um einen erfolgreichen Jahresabschluss feiern zu können. Die Agenda ist vollgestopft mit Weihnachtsessen, Kundenterminen und Anlässen, bei denen „man dabei sein sollte“. Auch der Winter meldet sich an, eisige Kälte und schneebedeckte Straßen fordern starke Nerven. Es gibt etliche Stressfaktoren, die die Adventszeit hektisch werden lassen. 

Advent ist aber zu allererst eine Einladung, sich auf christliche Werte zu besinnen. Es sind lebendige Beziehungen, die Advent und Weihnachten zu einem gelungenen Fest machen. Beziehungen zu seinen Mitmenschen, zu sich selbst und zu Gott. Advent ist eine Einladung zur bewussten Stille, zum schrittweisen Herunterfahren der inneren Unruhe und zum Auftanken bei Gott. Nehmen sie sich Zeit und tauchen sie in die bewusste Stille des Advent ab. Gönnen sie sich eine Zeit der Ruhe und besinnen sie sich auf ihre innere Stimme. Nehmen sie vielleicht wieder neu Kontakt mit Gott auf, oder überdenken sie in aller Ruhe wie es mit ihrer Beziehung zu Gott bestellt ist.